Wednesday, January 17, 2007

Zwischen zwei Welten – ein Spagat (oder auch: „Internetschwierigkeiten“) / Between two “worlds” – a split (or: “difficulties with the internet”)

Es kommt einem fast lächerlich vor, sich inmitten von einem wahnsinnigen Elend, was ich um mich herum wahrnehme und was sich insbesondere im Umgang mit den Mädchen zeigt, wegen eines (schlechten) Internetcafés zu ärgern. Aber ihr habt euch sicher schon gewundert, warum ich diesmal so lange gebraucht habe mich überhaupt das erste Mal zu melden…
Bis vor kurzem gab es hier noch ein sehr gutes und schnelles Internetcafé gleich um die Ecke… Das hat leider zu gemacht und jetzt gibt’s nur noch eins was echt unglaublich langsam ist. Die ganze Gemeinschaft und insbesondere Luci trauern dem anderen hinterher, denn dieses in dem ich hier sitze ist ein Zustand :)
Aber da fängt der Spagat an – was habe ich denn auch erwartet, wenn ich mich für zwei Monate auf „Armut“ einlassen will!? Natürlich, diesen Blogeintrag wollte ich wirklich gerne schon vor Tagen hochgeladen haben, aber was ist das für ein „Problem“ verglichen mit denen, mit denen die Mädchen zu kämpfen haben: Vergewaltigt, schwanger, ohne, dass sie wussten, wie so etwas passiert (kein Witz!), aus ihren Dörfern gejagt, völlig verlassen (wie gesagt, dazu später ein extra Blog/Email)! An diesem Beispiel wird glaube ich ganz gut deutlich, was für einen Spagat zwischen europäischer und afrikanischer Lebensweise ich gerade in den ersten Tagen hier mache. Es geht mir echt viel im Kopf herum!

Das Fazit für euch an dieser Stelle: Wundert euch bitte nicht, wenn ich mich nicht so oft melde / bzw. nicht so oft einen Eintrag auf meiner Seite mache, wie ihr es vielleicht erwartet und wie ich es mir auch wünschen würde. Und wundert euch auch nicht, wenn ich auf eure persönlichen Emails nicht antworte… Ich werde zwar alle paar Tage versuchen ins Internetcafé zu gehen, aber dort dauert das Lesen einer einzigen Mail Stunden und das Versenden…

Eventuell sind auf dieser Internetseite dann auch irgendwann mal Fotos zu finden, so ist es jedenfalls eigentlich geplant, aber wenn ein Foto eine Stunde oder länger zum Hochladen braucht, überlege ich mir das noch mal :) Bis jetzt sind da jedenfalls offensichtlich leider noch keine…

Auf jeden Fall werde ich versuchen euch ab und zu immer mal wieder in weiteren Blogs/Emails auf dem Laufenden zu halten. Ich will euch ja schließlich auch noch über die Gemeinschaft informieren, in der ich hier lebe und euch von meiner Arbeit erzählen, also meinem „Alltag“ und auch von den Mädels und ihren Babies. Und auch von dem lebendigen Glaube, der hier gelebt wird (wenn auch nur 1% Christen in der Bevölkerung!), von der „Freude im Leid“, die den Menschen ins Gesicht geschrieben steht, und überhaupt von den Lebenseinstellungen der Menschen hier. Denn das sind alles Dinge, die mich beschäftigen und faszinieren…

Macht euch um mich also bitte wirklich keine Sorgen, es geht mir sehr gut und ich bin hier super aufgehoben!

Ich grüße euch alle ganz herzlich aus dem aufregenden Mali,
Eure Miriam

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Confronted with a the huge misery that I’m perceiving around me, especially when taking care of the girls, it seems to be ridiculous to become angry because of a (really bad) internet café. But you might have wondered why it took me so long to send you the first message… The internet café is really slow and I do not often have the time to go there…
But this is where the “split” begins – what am I expecting when getting into and living in poverty for two months?
What is my email problem compared to the problems that the girls have to deal with: Abused, pregnant, without knowing how this happens (I’m not joking!), chased from their villages, completely abandoned (more on this will follow later). This huge gap between our European/North American world and the African living culture is something that often stands out to me in these first days.

As regards you, it also means that you might have to wait very long to get an answer to your emails. You might not even get one at all… It is really difficult to handle that here. It all takes really really long, I’m sorry!

Die ersten Eindrücke – die Ankunft / The very first impressions – the arrival







Zu den Photos:
Der Blick vom Haus auf die andere Seite - dort ist eine "Autowerkstatt".
Noch ein Blick aus dem Fenster in den Innenhof eines typischen Hauses.
Dromedare laufen einem auf dem Markt über den Weg *schmunzel*
Der Stadtbus = öffentliche Verkehrsmittel :)
So wild und begeistert sind Kinder, wenn sie eine "Weiße" = Touwabou sehen! (unten)


Es ist einfach unvorstellbar, sofort, gerade am Flughafen angekommen, aber auch schon im Flugzeug, bin ich umringt von Schwarzen, als Weiße bin ich nun die, die anders ist. Das erste Wort, was ich auf Bambara – einer der Eingeborenensprachen hier in Mali – lerne ist „Weiße“ – „Touwabou“. Man wird plötzlich zu der, die bedient werden „muss“, in den Augen der Schwarzen natürlich… Wie viele wollen meine Koffer für mich auf den Wagen legen, sie herumfahren, mich zum Auto begleiten…

Zunächst aber muss ich durch den Zoll. Da ich viele Medikamentenspenden von Doktoren bekommen habe, fallen meine Koffer bei der automatischen Kontrolle auf. In ein Seitenzimmer gebeten, öffnen die Zollbeamten also einen der beiden Koffer („zufällig“ habe ich ihnen den vor die Nase gelegt, in dem viel weniger Medikamente drin sind und diese auch nur ganz unten, hauptsächlich Babyklamotten oben drauf), ich erkläre natürlich ehrlich, was es mit alledem auf sich hat, sie sehen mir eigentlich sowieso schon an, dass ich nichts Böses im Schilde führe ;) und dann fragen sie, ob der andere Koffer genauso ist, ich nicke, und dann kriege ich meinen „Jetzt-darf-sie-durch-den-Zoll“ Schein und werde von Lucia (eine Deutsche von der charismatischen Erneuerung, die ich schon vorher kannte und die hier für ein Jahr ist) und Marie-Madeleine von der Gemeinschaft in der ich wohnen werde im Empfang genommen. Gerade noch mal gerettet aus den Armen der Massen von Schwarzen, die (sich nach Reichtum sehnend, denn damit werden Weiße nicht so zu Unrecht gleichgesetzt) mit Telefonkarten, Hotelangeboten, Taxen usw. auf mich warten ;) Angekommen in Bamako, der Hauptstadt von Mali!!! Spannendes Land – Leben – Menschen!!!

Und es geht weiter mit Eindrücken über Eindrücken: Die Straßen von und zum Flughafen sind die einzig guten sagt Luci – so findet man den Weg dorthin :) Wir fahren weiter, Blechhütten links und rechts, Menschen, die auf der Straße sitzen, Straßenverkehr à la „Hupen und einfach drauflos“, Esel, Mofas, per Hand gezogene Wagen, Kleinbusse mit 30 Mann an Bord, Fahrräder, auch Autos, links und rechts gelebte Gemeinschaft neben der Straße, Zusammensitzen, Lachen, trotz Armut – überall!

Wir biegen ab in einen Hof mit der Aufschrift: „Communauté catholique des Béatitudes“ (katholische Gemeinschaft der Seligpreisungen), ein (schwarzer) Wächter am Eingang – den hat hier jeder, der ein „richtiges“ Haus besitzt. Er kriegt etwa 10 bis 20 Euro im Monat…

Ich steige aus, die Gemeinschaft begrüßt mich afrikanisch-herzlich mit Liedern, auch auf Bambara, und natürlich mit Trommeln!  Klasse! Einige der Mädels (dazu später, das sind die, um die sich im Haus gekümmert wird…) sind extra noch mal aufgestanden, um mich zu begrüßen, ohne viele Worte (ich kann kein Bambara, sie kein Französisch), aber herzlich! Angekommen in der Gemeinschaft, meinem temporären zu Hause für zwei Monate!!! Auch spannend :)

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You can hardly imagine the situation: Just arrived, at the airport, but also already in the plane on my flight here, I’m in the midst of many black people, and from now on, I’m the one that is different. The first word that I learn in Bambara – one of the languages of the aborigines – is “white”, “Touwabou”. From one moment to another, I have become the one that has to be served, in the eyes of the black people, of course… Many of them want to carry my bags, drive them around with one of these airport “vehicles” (?) and accompany me to the car…

But first, I have to pass the duty / customs (?). As I have many medicaments in my luggage (gifts from doctors from Germany for the people here), my bags don’t pass the automated control. In a small room, custom officer open one of my two bags (luckily and not by coincidence the one containing less medicaments and more baby clothing). I explain why I am here, why I have these medicaments and so on, and I think they very well know that I have nothing bad in my mind ;) Then they ask if the other bags contains about the same, I nod, and thus I get the permission to pass the customs. Lucia, a German friend from the charismatic renewal who is here for one year, and Marie Madeleine, member of the catholic community in which I will live, welcome me. Uuf, saved from the crowd of black people that (longing for richness, and this is what white people are identified with – not so unjustifiedly!) try to sell me telephone cards, make hotel offers, want to be my taxi drivers and so on ;) Well: Arrived in Bamako, the capital of Mali!! Exciting country – lifes – people!!!

And it continues – more and more impressions: The roads from and to the airport are the only good ones, says Lucia – that’s how you can find the way there :) We drive on, barracks at the left and right, people sitting on the street, the traffic follows the principle “honk the horn and go”, asses, mopeds, “trolleys” that are pulled by hand, small busses with 30 people in it, bikes, also cars, on the left and right a vivid and living community, people that sit together, laughter – despite the poverty – everywhere!!

We turn right, enter a courtyard labeled „Communauté catholique des Béatitudes“ (catholic community of the beatitudes). A (black) guardian at the entry – everyone living in a „true“ house has one; he earns about 10 Dollars a month…

I get off the car; the community welcomes me very warmly in their African manner, with songs and drums, also in Bambara! Great!!! Some of the girls (I’ll write more about them later; they are the ones the community is taking care of) got up again just to welcome me, even if I arrived late in the night, a welcome without many words (I do not speak Bambara, they do not speak French), but a warm one! And thus: Arrived in the community, my temporary home for the next two months! Exciting :)