Wednesday, March 26, 2008

London - wir kommen!!!

Oxfordnews 5
OSTERSONNTAG
23.3.2008

Hallo ihr Lieben,

dieser Blog ist längst überfällig, es tut mir wirklich leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe. Wenn das geschieht könnt ihr üblicherweise daraus schließen, dass es mir gut geht, weil mir offensichtlich nicht langweilig geworden ist und die Arbeit macht mir ja immer viel Spaß – aber diese Erklärung ist natürlich kein Newsletter-Ersatz und auch keine gute Entschuldigung *smile* Es tut mir aber ganz besonders leid, weil so viele liebe Menschen seit meinem letzten Brief mit mir/uns mitgefiebert haben (wie Anton und ich uns nun entscheiden werden) und mir auch Tipps geben haben und mit ihrer Meinung zu der angebotenen Stelle in London weitergeholfen haben. Danke dafür! Ja, eine Entscheidung ist gefallen, aber lest doch selber… :-)

Kurzfassung: Forschungsprojekt Nummer 1 fast zu Ende – war genial! Bewerbungen „done“ (= fertig) und Promotionsstelle angenommen.
Note: ICH LIEBE OXFORD IMMERNOCH SOOOO

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Anton & ich & die Promotion in …

Ich will mal nicht so sein und schreibe das Spannendste am Anfang, auch wenn ich damit riskiere, dass ihr den Newsletter nicht bis zu Ende lest *grins*. Ich werde die nächsten vier Jahre zusammen mit Anton in London verbringen und am University College London (UCL) meine Promotion machen. Jeglicher Besuch ist mehr als erwünscht (nur eine Stunde Flug von vielen Orten in Deutschland!). Es war eine sehr schwierige Entscheidung, weil für mich Anton Priorität Nummer eins ist, ich mich aber für oder gegen die Stelle entscheiden musste, bevor er 100%-ig weiß/wusste, ob er auch in London genommen wird. Aber jetzt hat er auch eine Zusage, genial, oder?

Nochmal als kurze Erinnerung für die, die die letzte Email nicht mehr so im Kopf haben: Anton und ich haben uns in den letzten Monaten um die Promotionsstelle für nächstes Jahr gekümmert und uns in verschiedenen Städten in England beworben. Leider haben die Unis nicht all die gleiche Frist, sondern jede macht es anders und ich hatte das „Pech“, dass eines der Programme, bei denen ich mich in London am UCL beworben hatte, sehr früh entschieden hat, wem sie eine Stelle anbieten. Dann musste ich nachdem ich eine Zusage bekommen hatte innerhalb von zwei Wochen sagen, ob ich die Stelle annehme oder nicht.

Verschiedene Gründe haben dazu geführt, dass wir uns sicher waren, dass ich diese Stelle zusagen sollte obwohl es nicht 100% klar war/ist, dass Anton auch was in London findet:
(1) Gott wollte es, glauben wir
(2) Wir haben über dieser Entscheidung Frieden gespürt
(3) London hat viele Unis und Programme, bei denen Anton eine gute Chance hat genommen zu werden (während es z.B. in Oxford nur eine Uni gibt und damit rein objektiv gesehen weniger Chancen auf eine Stelle mit Funding)
(4) Von London aus kommt man überall relativ schnell hin (auch nach Deutschland) – die Notlösung wäre für uns, dass wir pendeln, wenn Anton wirklich nichts in London finden sollte (nach Oxford eine Stunde, nach Cambridge eine Stunde, nach Sussex eine Stunde, alles auch potentielle Unis für Anton)
(5) Es ist akademisch betrachtet für die Neurowissenschaften in dem Bereich, den ich spannend finde, die beste Adresse in Europa
(6) Sie zahlen mich wirklich (!) gut, was zum einen in London als Stadt nicht zu unterschätzen ist, und Anton und mir schon mal ein sicheres Standbein gibt (es ist mehr als eine Person braucht), denn man kann in London ohne Geld so schlecht leben ;) Geld ist natürlich auch ein wahnsinnig wichtiger Aspekt für gute Forschung, denn die ist teuer… Es wäre einfach dumm gewesen, wenn ich die Stelle abgelehnt hätte, dann Anton vielleicht was in London gefunden hätte, ich aber meine beste Geldquelle verspielt hätte und damit wenig(er) Chancen auf funding gehabt hätte… Es schien also einfach vernünftig und richtig und die beste Chance, in England für zwei Personen eine Stelle in einer Stadt zu finden.
(7) Und dann so kleine Gründe…

Ich muss sagen, nachdem die zwei Wochen zwischen Entscheidungen hin- und hergerissen echt teilweise schwierig waren (Oxford hat dann auch noch nachgezogen und mir innerhalb der 2-Wochen Frist vom UCL ein Angebot unterbreitet – schön, aber hat’s auch nicht leichter gemacht… habe ich glaube ich beim letzten Mal erwähnt), bin ich jetzt richtig froh, mich überhaupt, aber auch mich konkret für London entschieden zu haben. Es tut einfach gut, einmal nicht mehr darüber nachdenken zu müssen, und ich bin zuversichtlich, dass Anton und ich das hinbekommen zu zweit - jetzt wo ich den Text nochmal überarbeite weiß ich, dass er HEUTE auch genommen wurde. Ich freue mich so!


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Mein Forschungsprojekt

Es gibt nicht super-viel hinzuzufügen seit dem letzten Mal – es ist weiterhin genial im Labor, wo ich gerade arbeite, ich verbringe dort so viel Zeit wie möglich und die Daten sehen sehr vielversprechend aus *freu* In 10 Tagen muss ich fertig sein, vorher aber noch die letzten Daten sammeln, und die Ergebnisse dann mündlich präsentieren (5.4.), dann habe ich noch zwei Wochen um es alles zusammenzuschreiben (bis 18.4.). Das erste Projekt geht also dem Ende zu (leider!). Aber nächstes Semester habe ich ja noch ein anderes Forschungsprojekt. Da musste ich mich übrigens neu orientieren, weil mein ursprüngliches Ratten-Pharmakologie Projekt nicht mehr stattfinden kann (das Labor löst sich auf, wo ich arbeiten sollte). Das war zu meinem Vorteil, denn ich konnte mir frei ein neues Projekt wählen und kann somit wieder mit Menschen arbeiten und werde am FMRIB, einem genialen brain imaging Institut hier in Oxford arbeiten (für die Insider: mit Heidi Johansen-Berg), und eine spannende neue Technik lernen, die sich DTI (Diffusion Tensor Imaging) schimpft. Das ist eine Methode um die Verbindungen zwischen Gehirnarealen anzugucken, im lebenden Menschen wohlgemerkt. Das wird super-genial, und was wir angucken: XXX (gelöscht) Ernsthaft! Cool, oder? Das wird auf jeden Fall ein spannendes Projekt!

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Random facts (“Zeug” ;))

Ich habe einen total lieben „Gitarrenlehrer“ gefunden, einer von meinem Gebetskreis bringt mir jetzt jede Woche vor unserem Treffen 30 Minuten ein paar neue Tricks bei – das macht echt viel Spaß. Ich habe dann auch schon ein paar Mal im Gebetskreis mit-ge-schrummt ;)

Die, die schon länger meine Rundbriefe lesen: Erinnert ihr euch an die Luci, meine „muga“ aus Mali – also eigentlich auch eine Deutsche, nämlich die, die mit mir vor einem Jahr in Mali war und mit mir das Zimmer geteilt hat usw. Neulich habe ich endlich mal wieder mit ihr telefoniert – das war genial aber da kamen natürlich auch ganz viele Erinnerungen von der tollen Zeit in Afrika wieder hoch, wo die kleine „Mariam“ (nach mir benannt) jetzt schon über ein Jahr alt sein muss…

Richard Dawkins, einer der größten und am lautesten über Christen schimpfendsten Atheisten ist ja bei mir am New College in Oxford (welch eine Freude!). Jedenfalls saß ich neulich bei ihm am High Table (also am Abendessenstisch in schicki-micki) nur drei Plätze weiter entfernt. Für die, die ihn nicht kennen: Ihr habt nichts verpasst (jetzt würden mir gewisse Leute widersprechen). Für die, die ihn kennen: Wir haben nicht über Gott und Religion diskutiert, an dem Abend war er ein normaler bis etwas eingebildeter netter Mensch, aber ich habe nicht viel mit ihm geredet. Interessante Persönlichkeit auf jeden Fall!

Lisa, die Weihnachten mit unserer Familie verbracht hat und meine allerbeste unendlich liebe Freundin hier in Oxford ist, geht jetzt jeden Sonntag mit mir in die Kirche *yay*

Und zu letzt, nicht weil es unwichtig ist, sondern weil man sich das schönste bis zum Schluss aufhebt: Anton und ich sind jetzt schon 4 Jahre zusammen (am 12.3.) und er wurde vor (über) einem Jahr getauft (am 18.3.) – lauter schöne Dinge :-)

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Ostern in Kassel

Jetzt schreibe ich euch gerade aus dem Flugzeug und habe ein ganz schönes (Urlaubs-) Wochenende über Ostern in Kassel verbracht. Das hat mal wieder richtig gut getan zu Hause zu sein, mit Benjamin Memory zu spielen, mit Jakob Cello zu üben, mich von Johannes im Doppelkopf abzocken zu lassen, mit Maggy in der Stadt zu shoppen, mit Kathy Kaffee trinken zu gehen und mir von Djawed Chemikalien-Abenteuer erzählen zu lassen – und nicht zu letzt gutes Essen von Mama zu genießen und Papas neuesten Renovierungserfolge zu bestaunen und seine tricky Ostereierverstecke zu finden :-) Soviel dazu in der Kurzfassung – superschön!

Liebe Grüße,
Eure Miriam