Saturday, June 9, 2007

Wunderschöner Alltag

Ich glaube heute könnte ich es schaffen, mich kürzer zu fassen. Es ist alles gerade so ausgeglichen und schön, so richtig „smooth“ würde man im Englischen sagen. Es gibt zwar viele kleine Details zu erzählen, aber die Grundbotschaft ist, ich genieße mein Leben und die Chancen, die mir hier geboten werden – auch aber nicht nur intellektuell, ebenso auf menschlicher Ebene. Es fühlt sich gerade so schön an, hier zu sein, langsam nicht mehr „fremd“ zu sein, sondern Leute „richtig“/ „besser“ zu kennen und sich „zu Hause“ zu fühlen. Ich weiß, das ist ein großer Fehler mit Hinblick auf den Abschied, der mir umso schwerer fallen wird, aber es ist schön, sich hier wohl zu fühlen – und das tue ich gerade von vorne bis hinten! Ich spüre, wie der Herr wirklich alles in seiner Hand hat – es kann nicht so viele Zufälle geben – ich erlebe so viel Segen von allen möglichen Seiten in den letzten Wochen J Da hat jemand wahnsinnig Tolles seine Hand im Spiel, ganz sicher!

Kurzfassung: Wohin ich auch gehe: Begegnungen und Arbeit sind gesegnet, ob im Lab, in Montreal oder meiner neuen Bible Study
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Update aus dem Lab – „Socials“

Da ich letztes Mal mein Projekt im Detail beschrieben habe, diesmal nur ein kurzer Update aus dem Lab, insbesondere angereichert mit persönlichen Begegnungen.

Nach wie vor genieße ich meine Arbeit sehr, was sich mehr und mehr darin auswirkt, dass ich meinen Wohnsitz verlagere und nur für 7 Stunden Schlaf nach Hause gehe :) Es hat sich ein richtiger Rhythmus eingestellt: Ich arbeite den ganzen Tag hier, habe kurze Gesprächs- und „Lach“-Pausen mit Deborah (s.u.), nehme mein Essen mit hierher, warte sehnsüchtig auf das ausführliche Telefonat mit Anton, was eigentlich jeden Abend stattfindet, und arbeite danach noch so lange, bis ich zu müde bin und nach Hause gehe und schlafe…Ganz simpel, jeden Tag ähnlich und doch so wunderbar! Und was genial ist: Auch wenn alle Lab-Mitglieder am Morgen erst so nach und nach eintrudeln und nach und nach ab 5 Uhr oder später am Abend wieder verschwinden, so bin ich doch nie alleine hier – denn ich „wohne“ nicht als einzige übern Sommer hier im Lab. Wir sind zu zweit:

Deborah, eine sehr motivierte intelligente und super-nette Bachelorstudentin macht im Sommer auch ein Praktikum hier im Lab (bei einem anderen Betreuer). Wir haben uns gleich ins Herz geschlossen und schnell und total gut angefreundet! Das ist so schön. Sie ist Christin (!), immer wieder helfen wir uns gegenseitig und beraten uns bei Fragestellungen, wir haben viel Spaß zusammen, erzählen uns wie wir voran kommen, etc… Letzten Sonntag waren wir zusammen in der Kirche, haben abends zusammen gekocht und gesungen… Jetzt war sie auch schon mit in meiner Bible Study (ich habe sie natürlich hingeschleppt *freu* - s.u.) Wir sind auch immer beide für lustige und/oder verrückte Aktionen zu haben. So haben wir z.B. einfach mal gegenüber am Kiosk ne ganze Packung Eis gekauft und gemeinsam verzehrt ;) Es ist einfach unbeschreiblich schön mit ihr. Abends um 10 Uhr „entschuldigen“ wir uns beim anderen, dass wir heute mal so früh nach Hause gehen *hihi*

Auch sonst – von Deborah abgesehen – bin ich jetzt schon viel mehr ins „social life“ des Labs integriert. Neulich haben wir eine Überraschungs-Geburtstagsfeier für eine der hier arbeitenden geschmissen. Ich hatte kurzzeitig Angst, dass ihr Herz nicht mehr weiter schlägt, als sie ahnungslos in ihre Wohnung kam und wir hinter der Wohnzimmertür versteckt alle „Surprise“ geschrien haben, als sie rein kam *schmunzel* Dann waren wir einen anderen Abend mal gemeinsam bei einem Inder essen – sehr lecker, und wieder einen anderen Abend war ich mit bei Johannes eingeladen, wo wir zusammen gekocht haben (mein Betreuer)! Alle sind unglaublich nett, und auch wenn sie wirklich viel arbeiten (nur im Gegensatz zu Deborah und mir auch von zu Hause aus), haben sie immer gute Laune, sind für jeden Spaß zu haben und für kurzfristige Aktionen mit den anderen zu begeistern. Echt ein ganz besonderes Lab! Ich hab’s gut erwischt – und das war auch bestimmt kein Zufall :-)

Und noch kurz inhaltlich: Kurz nachdem ich euch das letzte Mal geschrieben habe, habe ich Nancy zum „Stand-der-Dinge“-Treffen getroffen, sie ist die Leiterin des Labs. Johannes und ich haben ihr von den Fortschritten in unserem Projekt erzählt, und sie war total begeistert und hat als verantwortliches Geldgeberin sofort zugestimmt, dass wir mehr Versuchspersonen in den Kernspintomografen „schieben“ können. Das hat mich natürlich sehr gefreut und so haben wir einige Stunden beim fMRT- Gerät zugebracht und angefangen das Folgeexperiment des ersten Experiments zu scannen. Im Moment habe ich also jedem Menge Daten vor mir liegen. Die des ersten und die des zweiten Experiments… Es sieht alles schon ziemlich gut und vielversprechend aus, aber bis wir die Ergebnisse aus unseren recht komplexen und umfangreichen Daten wirklich verstanden haben und in einer vernünftigen Form kompakt „rüberbringen“ können, kann es noch eine Weile dauern – es bleibt also weiterhin spannend!

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Wochenende in Montreal

Ha, natürlich ist es bis hierhin schon wieder alles viel zu lang geworden, dabei dachte ich, hier würde erst der Hauptteil anfangen… Naja :) Ihr kennt mich ja mittlerweile… Jetzt kürzer: Am 24.5. bin ich abends in den Bus gestiegen und morgens in Montreal aufgewacht :) Bei Barry und Michele (meine Freunde aus dem Auslandsjahr in Kanada) habe ich geschlafen und die meiste Zeit an diesem langen Wochenende verbracht – das war wirklich total nett, und ich hatte mit den Kids Briana und Naomi viel „Fun“! Einfach ein total schönes und gesegnetes Wiedersehen.

Dann habe ich natürlich auch einige andere Freunde getroffen, insbesondere habe ich Ximena und Mathieu, meine ehemaligen Mitbewohner wiedergesehen! Die kleine Juliette ist so groß geworden, unglaublich! Natürlich musste ich auch zu meinem Lieblings-Café „Juliette et Chocolat“ gehen, ein Gehirn-Symposium an der McGill Universität, sowie den Tag der offenen Museen mitnehmen und am Montag Abend ging’s dann auch schon nach einem erfüllten und gefüllten Wochenende wieder zurück zum Bus. (Hier war am Montag „Memorial Day“, d.h. Feiertag.) Aber bevor ich abends abgefahren bin habe ich noch etwas ganz Besonderes miterleben dürfen, nämlich eine Taufe im Fluss! Und zwar nicht von irgendwem sondern von meiner lieben Esther, einer meiner besten Freundinnen von damals aus der Bible Study. Sie wurde von Michele getauft – der Fluss war bestimmt wahnsinnig kalt, aber mindestens genauso sehr hat sie danach gestrahlt. Eindrucksvolle Momente – Fotos:
Vorher... mittendrin... nachher: Grund zum Danken! :)








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Bible Study

Ja, und dann gibt’s jetzt einen Tag in der Woche, an dem ich vor 10 Uhr abends das Lab verlasse: Der Donnerstag! *freu* Ich habe nämlich eine super-tolle gute weiterbringende anregende nette Bible Study gefunden! Es ist eine Gruppe, die nur aus M.I.T.-Doktoranden besteht, sehr genial!!! Das ist eine Atmosphäre, oh, ich kann’s gar nicht beschreiben, ich könnte nur so hinwegschmelzen beim Erzählen… Wahnsinnig dicht sowohl intellektuell als auch spirituell – eine solch intensive Kombination aus beidem habe ich noch nie zuvor erlebt. Stellt euch mal vor: Alles angehende Spitzen-Wissenschaftler und doch irgendwie fast das gleiche Alter und wahnsinnig nett!!! UND: An Gott interessiert und daran, ihren Glauben durch ihr Leben und durch ihr Tun weiterzugeben und zu verkünden! Wir haben so intensive Gebetszeiten und Bibeldiskussionen – das ist zu schön um wahr zu sein. Ich liebe die Leute dort schon jetzt alle… Der Donnerstagabend ist immer einer der Höhepunkte der Woche ;)

Neulich war ich übrigens mit denen auch mal äthiopisch essen? Habt ihr das schon gemacht – ist ziemlich lustig, man darf mit Händen essen und die „Schaufel“ ist so elastisch-leckeres Brot … ;P

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Verlängerung

Am Rande ist noch anzumerken, dass ich nach so viel Freude hier vor Ort beschlossen habe, länger zu bleiben :) Das ist aber kein Grund einen Schock zu kriegen, denn mein Rückflug bleibt der gleiche (15. August). Eigentlich wollte ich den Juli ja noch in Montreal verbringen, bevor ich im August mit meiner Familie durch Kanada düse und dann zurückkomme. Aber ich habe es hingekriegt, meinen Visa-Waiver „zu verlängern“, noch so eine Wundergeschichte :) Jedenfalls heißt das, dass ich (theoretisch noch viel länger aber praktisch) bis Ende Juli in den Staaten bleiben kann, also bis meine Familie kommt, und somit kann ich immerhin zweieinhalb Wochen länger als geplant in dieser tollen Umgebung arbeiten!

Praise the Lord!
Miriam