Oxford News 4
3.2.2008
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Hallo ihr Lieben,
heute mal wieder ganz liebe Grüße zu euch nach Deutschland, verbunden mit ein paar kurzen „News“ von mir. Prinzipiell gäbe es eine Menge zu erzählen, aber ich werde mich auf das, was wesentlich erscheint (auch wenn es das nicht sein mag!?) beschränken, weil ihr sonst dieses Jahr wahrscheinlich gar nicht mehr von mir hören würdet :-)
Kurzfassung: Forschungsprojekt macht Spaß, Bewerbungsphase ziemlich vorbei, dafür jetzt Interviewphase + Zusage in London --> Entscheidungen für nächstes Jahr zu treffen…
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Anton & ich
Anton und mein wichtigstes Ziel für nächstes Jahr ist es für die Promotion in ein und derselben Stadt (höchstwahrscheinlich in England) zu landen und das hört sich leichter an als es ist und wir beten und hoffen, dass das klappt, und reden viel darüber, wie wir es am besten hinbekommen… Wir sind zuversichtlich, aber rein rational betrachtet ist es gerade nicht klar, wie wir uns – konfrontiert mit Zusagen, die eine Entscheidung binnen einer Woche verlangen – entscheiden sollen. Die Unis machen einem das Vorhaben etwas schwerer als man sich wünscht…
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Bewerbungen
Warum? Ich versuche es kurz zu erklären, aber es spielen viele viele Überlegungen und Faktoren hier mit rein, die ich wahrscheinlich gar nicht in so einem Newletter wiedergeben kann.
Also :-) Wir haben uns ziemlich flächendeckend, zunächst mal in England, für gute PhD Programme oder Labore beworben, wo wir gerne arbeiten würden (angefangen haben wir mit London, Cambridge und Oxford, hatten aber eigentlich bisher geplant, das noch etwas auszuweiten, um die Chancen auf eine Zusage in der gleichen Stadt zu erhöhen, möglicherweise ist das aber nicht mehr möglich).
Da solche Bewerbungen und das Kontaktieren von Professoren ziemlich aufwändig ist, haben wir im Januar (und auch schon im Dezember) viel Zeit in diese Bewerbungen gesteckt. Aber natürlich ist die Promotion eine entscheidende (und lange!) Phase und somit war es und den Aufwand wert.
Die Mühe scheint sich gelohnt zu haben, schon jetzt wurde Anton zu einem Interview am Imperial College eingeladen (12.2.) und ich zu einem am University College (29.1.), beide Unis sind in London, und auch viele andere Professoren haben ihr Interesse schon ziemlich direkt geäußert und werden uns vermutlich in Kürze zu einem Interview einladen. Es sieht also eigentlich sehr gut aus, und scheinbar werden wir viele Möglichkeiten zur Auswahl zu haben. Aber natürlich spielt auch die finanzielle Unterstützung eine große Rolle, denn das Studium in England ist teuer. Das heißt eine Stelle kann man nicht antreten, wenn man nicht gleichzeitig noch ein Stipendium angeboten bekommt.
Wie ihr oben an den zwei Interviewterminen sehen könnte, haben alle Unis verschiedene Zeiten, wo sie ihre Interviews halten und Entscheidungen treffen, und das ist es eigentlich, was die Situation gerade jetzt schwierig macht. Mir wurde nur zwei Tage nach dem Interview in London, also am letzten Donnerstag, ein Platz am UCL angeboten, inklusive viel Geld, aber mit der Nebenbemerkung, ich habe eine Woche Zeit um mich zu entscheiden! Vermutlich habe ich es geschafft, sie noch um eine zweite Woche herauszuzögern (das erfahre ich morgen), aber das ist alles… Auch bis zum 15.2. weiß Anton mit großer Wahrscheinlichkeit nicht, ob er in London genommen wird. Klar glauben wir fest daran, dass er gute Chancen hat, aber es ist ein gewisses Risiko dabei, weil wir einfach von den Bewerbungszahlen und Chancen in seinem Programm nicht viel wissen… (bei meinem Programm z.B. waren es 300 Bewerber auf nur 6 Stellen, da muss man auch als ausgezeichneter Kandidat damit rechnen, abgelehnt zu werden und sich Alternativen offen halten …)
Wir können also euer Gebet gebrauchen, wir brauchen jetzt wirklich die richtige Eingebung und viel Weisheit und Klarheit darüber, was die richtige Entscheidung ist, ob ich dieses Angebot mit einem gewissen Risiko annehme, oder nicht!
Das Programm wäre eine 4-jährige Promotion und das University College London ist einer der besten Orte für die Neurowissenschaften weltweit (wer sich für die Statistiken interessiert http://www.physiol.ucl.ac.uk/postgraduates/index.php?section=2 und http://www.physiol.ucl.ac.uk/postgraduates/4yr_science_publ.php zeigen, wie gut die Studenten in dem Programm im Gegensatz zu woanders abgeschnitten haben). Es ist eines der besten Angebote, die ich kriegen kann, auf der anderen Seite versuche ich mich davon nicht zu sehr beeindrucken zu lassen, denn ich habe auch schon zwei andere Angebote, die gut wären (eins für ein 3-jähriges PhD Programm am Functional Imaging Laboratory (FIL), was auch am UCL in London ist, und eins – eher inoffiziell – für Oxford mit Matthew Rushworth mit dem ich gerade jetzt auch arbeite, er ist super!). Ich glaube keines der Programme würde mich mehr oder weniger glücklich machen, alle sind super, deshalb kann die Entscheidung rein akademisch kaum falsch sein, aber das wichtigste: Ich würde gerne erst wissen, wo Anton genommen wird bevor ich mich für irgendwas entscheide, aber gleichzeitig sind wir uns beide einig (alle Entscheidungen werden im Moment im Doppelpack gefällt!), dass es schon etwas dumm sein würde, dieses (auch finanziell gut (!) geförderte) Angebot in London abzulehnen und dann erfährt Anton evtl. zwei Wochen später, dass er in London genommen wurde und ich habe meine Chance verspielt. (Randbemerkung: Ich kann es nicht annehmen und andere Bewerbungen noch gleichzeitig weiterlaufen lassen, das ist verboten, sobald ich die Stelle zusage, muss ich alle anderen Bewerbungen „canceln“.)
Wir beschweren uns nicht, denn sicherlich ist es besser zu viele gute Angebote zu kriegen als keine, aber die Situation ist etwas tricky! :-) Ihr habt es hoffentlich verstanden ;-)
Gleichzeitig glauben wir auch, dass die Wahrscheinlichkeit an einem Ort was zu finden in London einfach am größten ist, weil die Stadt zig Unis hat und auch noch viele Vororte Unis haben, so dass man eigentlich davon ausgehen kann, dass Anton da auch etwas findet… We will see :-)
Und von London kommt man auch was das Ausland betrifft am schnellsten zurück aufs Festland!!
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Mein Forschungsprojekt
Neben all diesen Bewerbungshochs und -tiefs, Interviewvorbereitungen, Entscheidungen, … geht das “normale” Studentenleben weiter und das ist auch gut so ;) Ich habe ja im Januar mein erstes Forschungsprojekt hier in Oxford begonnen und arbeite im Labor von Dr. Matthew Rushworth und das ist super – ihr kennt mich ja von meinen Berichten vom M.I.T. schon gut genug und ich könnte alles praktisch genauso wiedergeben, Forschung ist einfach GENIAL! Ich könnte den ganzen Tag und die ganze Nacht einfach nur im Lab verbringen, dir Arbeit macht wirklich einfach so viel Spaß. Die Atmosphäre stimmt, die Leute fantastisch, die Betreuung ist super und das Projekt ist spannend. Ich werde heute nicht ins Detail gehen, was ich untersuche, die meiste Zeit teste ich Versuchspersonen am Computer (ein „response switching“ task) oder mit TMS (transcranial magnetic stimulation), oder ich analysiere Daten oder programmiere das Experiment. Egal was es ist, es macht Spaß…
Ich habe auch noch Kurse ab und zu, aber es ist nicht so viel wie letztes Semester, jetzt liegt der Schwerpunkt wirklich auf dem Projekt und das ist mir ganz recht. Die paar Kurse, die wir haben sind auch wirklich gut und meistens nur für 7-10 Leute, also sehr persönlich, aber ich mache einfach lieber praktische Forschung.
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Social stuff :-)
Dieses Wochenende war ich in York und vor zwei Wochen war Anton bei mir – das ist immer super schön, aber ein Wochenende geht auch ziemlich schnell herum…
Ich habe so viele liebe Freundinnen hier am College und die treffe ich immer wieder zwischendrin auf einen Tee/Kaffee/zum Frühstück/Dinner, weil es so viel zu erzählen gibt und einfach gut tut. Wir haben jetzt dieses Semester auch alle zwei Wochen ein „women’s fellowship“ angefangen, da treffen sich nur Mädels (alle von der Graduate Christian Union, die Lust haben) und diskutieren „Mädelskram“, beten, trinken Tee und Kaffee und „schwätzen“ einfach mal über Gott und die Welt. Bisher war es nur einmal, aber auch gleich super! Dann ist dienstags ja auch immer meine Bible Study auf die ich mich immer sehr freue, ich gehe morgens joggen, wenn dir Nacht vorher mehr als 6 Stunden lang war (i.e. letzte Woche war ich nur einmal joggen :-)) Jeden Sonntag ist Brunch mit allen Leuten, die hier im College Doktoranden oder Masterstudierende sind. Die Lisa – meine beste Freundin – hatte Geburtstag und statt in den „pub“ zu gehen auf ein Bier, hat sie sich gewünscht Milchshake zu trinken, das fand ich mal eine gute Idee :) Wir hatten viel Spaß. Und so sammeln sich die „social activities“ und es füllen sich die „Lücken“ im Zeitplan immer schnell noch mit schönen und wertvollen Begegnungen mit lieben Menschen und es geht mir insgesamt gut.
Wenn ihr irgendwelche tieferen Erkenntnisse oder Einsichten bezüglich unserer Entscheidung für die Promotion habt, lasst sie mich wissen, jegliche Argumente für und gegen London und andere Städte sind willkommen ;-)
Ganz liebe Grüße aus Oxford,
Eure Miriam
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2 comments:
Hey Miriam,
hab gerade Deinen Blogeintrag gelesen (ach was), freue mich, daß es Dir gutgeht, und kann Dir eigentlich nur einen Rat unter Kopfmenschen geben: Öfter mal aufs Bauchgefühl verlassen! ;-) D.
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